[Einführung]
Japanisches und koreanisches Kino hat auch hierzulande – gerade in der jungen Vergangenheit – mehr und mehr eingeschlagen, als vergleichsweise die Jahre zuvor. Und das liegt nicht nur am regeren Handel der Lizenzen, bzw. dem erhöhten Aufwand der Herkunftsländer, sondern auch ganz einfach an der Qualität der Werke. Wir konnten uns „Seom – Die Insel“ (Originaltitel: Seom) von 2000 von Regisseur Kim Ki-duk genauer ansehen. In den Hauptrollen sind Suh Jung und Park Sung-hee zu sehen. Die DVD-Version des Films kommt von Sunfilm Entertainment auf den Markt.
[Inhalt]
Eine bezaubernd schöne, mysteriöse junge Frau lebt am Ufer eines Sees und versorgt Angler mit Lebensmitteln, Ködern und käuflicher Liebe. Die Urlauber, vor allem Männer, wohnen in winzigen Hütten auf schwimmenden Plattformen und vertreiben sich die Zeit mit Angeln, Kartenspielen, Saufen und Sex. Der zuletzt eingetroffene Gast ist auf der Flucht. Er hat seine Frau aus Eifersucht getötet und ist hierher gekommen, um zu sterben. Zwischen der geheimnisvollen Schönheit und dem Mörder wächst eine bizarre, von äußerst gewalttätiger Sexualität geprägte Leidenschaft, aus der es für beide kein Entkommen gibt.
[Kommentar]
Als normaler Kinofilm kann „Seom“ nicht unbedingt bezeichnet werden. Vielmehr als künstlerische Visualisierung konkreter Gedanken, die zu einem Strudel an gewaltigen und gewalttätigen Bildern zusammengefasst wurden. Kunstgerecht dargestellt wird hier natürlich auch eine Geschichte erzählt, wobei diese jedoch beinahe schon in den Hintergrund rückt. Dafür sorgen nicht nur die Bilder, sondern auch die voluminöse Musik, die teils Beklemmendheit, teils Schwermut und einfache Trauer auszulösen versucht und eine nachdenkliche Stimmung schafft. Die Worte der Figuren spielen eine untergeordnete Rolle. Eine der beiden Hauptfiguren spricht die ersten 18 Minuten kein einziges Wort, die andere hingegen schweigt den gesamten Film, bis auf ein paar Schreie. Ein Film mit Atmosphäre, der jedoch nicht in die Riege „spaßiger Unterhaltung“ fällt, sondern das anspruchsvollere Kino vorzieht. Blutig, erotisch, stellenweise gar pervers – „Seom“ sollte man gesehen haben.
[Technik]
Die technische Wiedergabequalität gerät beim direkten Vergleich mit aktuellen und teuren Filmproduktionen arg unter Beschuss. Größtenteils mag das an dem vorliegenden und verwendeten Master liegen, zu einem gewissen Anteil aber auch an der DVD-Umsetzung. Der Transfer wird im Format 1.78:1 vollzogen, anamorph codiert füllt er die Mattscheibe eines 16:9-Wiedergabegeräts aus. Am schlechtesten gibt sich die Kantenschärfe und Klarheit des Bildes. Letztere kann kaum als solche bezeichnet werden, da den gesamten Film über eine permanente Softness erkennbar ist. Auch die Sättigung der Farben und der Kontrast werden lediglich als mangelhaft beurteilt. Dem Geschehen fehlt es an Frisch, Plastizität und Gesamtharmonie.
Ton gibt es in den Formaten Dolby Digital 5.1 (deutsche und englisch) und DTS 5.1 (deutsch). In Reihenfolge nach Einsatz gestaltet sich die tonale Seite der DVD wie folgt: Musik, Hintergrundgeräusche, Sprachausgabe. Etwas ungewöhnlich, durch die Technik jedoch gut abgebildet. Zurückhaltend und ausreichend klar im Klang. Deutsche Untertitel gibt es optional hinzuzuschalten.
[Fazit]
Dieser Film ist nichts für die breite Masse. Aber das will er auch gar nicht erst versuchen. Es geht in den rund 86 Minuten um die Abgründe menschlicher Züge, und der Zuschauer bekommt Dinge zu sehen, die nicht jeder sehen will. Schauderhaft, grausam und nachdenklich. Die knappen eineinhalb Stunden wurden in 18 Kapitel unterteilt auf der einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) abgelegt. Als Bonusmaterial finden wir folgendes vor: 4 Trailer weiterer Erscheinungen, der Kinotrailer, Hintergrundinfos zum Regisseur, ein Musikvideo der Gruppe Concore (Titel: Worm), rund 9 Minuten Interviews und ein 7minütiges Making Of, welches aber eher als ein „Behind-The-Scenes“-Feature zu verstehen ist. Das Menü gelang gut und überzeugt mit einfacher Steuerung, bewegten Bildern und musikalischer Untermalung. Wer Filme mag, die sich aus aneinander gereihten Metaphern und Sinnbildern zusammensetzen, der sollte auch „Seom“ unbedingt zur Kenntnis nehmen. „Stille Wasser sind tief.“. Eine Story über das Angeln, Sex und dem Schrei des Schmerzens.
André Schnack, 03.06.2003
Film/Inhalt |
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Bild |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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