[Einleitung]
Wer spannende Geschichten erzählt bekommen möchte, der muss hierzu nicht immer ins Kino gehen. Manchmal sind es auch Geschichten, wie sie das wahre Leben geschrieben hat. Oder wie sie jemand erzählt. So ähnlich ist es dann auch in Regisseur Alex Gibney’s „Steve Jobs: The Man in the Machine“ von 2015, vier Jahre nach dem Tod des Apple Chefs. Stellte er wirklich das Gesicht und die technologisch treibende Kraft einer kulturellen Veränderung in unserer Gesellschaft und darin, wie wir miteinander kommunizieren? Oder ist er bloß ein machtbesessener Unternehmensführer, selbstgefällig, verklärend, eitel und mit nur wenig Empathie ausgestattet, der lediglich dem Aktienkurs im Fokus hat? Von Universal Studios Home Entertainment.
[Inhalt]
Berechnend. Brillant. Brutal. Wohl jeder kennt den Mann in Jeans und schwarzem Rollkragenpullover: Apple-Chef Steve Jobs. Wer aber war der Mann auf der Bühne vor den übergroßen iPhones? Was rief die weltweite Trauer über seinen Tod hervor?
In „Steve Jobs: The Man in the Machine“ zeichnet der Oscar-prämierte Regisseur Alex Gibney ein kritisches Porträt von Jobs. Die Dokumentation zeigt den legendären Unternehmenschef nicht nur als genialen Erfinder, sondern auch als rücksichtslosen Tyrannen. In intimen Interviews mit den Menschen, die Jobs in verschiedenen Stadien seines Lebens am nächsten standen, entsteht ein aufrichtiger Einblick in das Leben der Apple-Legende.
„Steve Jobs: The Man in the Machine“ hinterfragt das Vermächtnis des außergewöhnlichen Visionärs und unsere Beziehung zum Computer. Die Dokumentation enträtselt den „larger than life“-Mythos, den Jobs mit viel Mühe kreiert hat, und beleuchtet die Gültigkeit seiner Werte, die bis zum heutigen Tag die Silicon-Valley-Kultur prägen.
(Quelle: Universal Pictures)
[Kommentar]
Mit dieser Technologie entwickelte sich eine Kultur der intensiven, persönlichen Beziehung zu einem solchen technischen Objekt. Das Gesicht dieser Entwicklung in unserer Gesellschaft ist jenes von Steve Jobs. Niemanden verbinden wir mehr mit diesem technologischen Fortschritt, unabhängig davon, was er für die Menschen bedeutet. Und unabhängig davon, was Apple Inc. auf moralische Werte gibt und Vorstellungen zum Thema Spendenaktionen und Charity im Management herrschen. Was für ein Kult, was für ein Unternehmen – was für ein Mensch. Was für ein Mist! Natürlich kommt es, wie es kommen muss.
Steve Jobs war ein brillanter Geschäftsmann, Marketing und Vertrieb, kombiniert mit innovativen Produkten, die er maßgeblich prägte. Doch auch ein wahnsinnig auf sich bezogener, intelligenter, machtgieriger und besessener, getriebener Egoist mit etwas Größenwahn, Ignoranz und dem Auftreten, dass für alle eben Regeln gelten. Nur nicht für ihn selbst. Er hat eben das, was die meisten Machtmenschen und Unternehmensführungen ebenfalls begleitet: er ist Kontrollfream. So ignoriert er, leugnet, verleumdet, kreiert eine Welt, in der er eben lebt. Und alle anderen haben sich daran zu halten und anzupassen. Oder sie können ihm gestohlen bleiben.
Ich habe das Buch „Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers“ von Autor Walter Isaacson gelesen und war fasziniert und zugleich auch ein wenig desillusioniert darüber, was für ein Mensch hinter der Marketingfassade und dem intelligent genutzten Personenkult, wirklich steckt. Dieser Film von Alex Gibney ist ebenfalls ein wirklich gelungenes Stück über einen Mensch, der zu polarisieren verstand und gleichermaßen Träumer, Visionär und Tyrann war. Wir sollten hin und wieder ein Buch lesen, ein echtes, zum Anfassen. Und vielleicht öfter mit den Hunden gehen und weniger auf Geräte starren, die eigentlich doch kühl, kalt und „tot“ sind. Ohne die Apple-Brille…
[Technik]
Ich konnte mir die technischen Seiten der einseitigen DVD anschauen. Also erwartete mich ein Standard Definition Transfer, den ich mir im High Definition Blu-ray Player anschaute. Das Bild war für die Verhältnisse (Archivaufnahmen privater Natur, Handymitschnitte, etc.) recht gut, verfügt über eine angenehme Bildruhe und umsorgt den Betrachter mit einer ausreichend gesamthaft wirkenden visuellen Präsentation. „The Man in the Machine“ erscheint mittels eines anamorphen Breitbild-Formats mit den Abmessungen 1.78:1. Das 16:9-Geschehen gefällt rundum und darf nicht mit Hollywood-Blockbustern verglichen werden. Kompression: auch gut.
Gibt der 5.1 Ton hier viel her? Nein, er ist der englischsprachige Transporter für die Informationen zur Geschichte, die sie noch authentischer machen, als es durch die Fotos und Aufnahmen ohnehin schon der Fall ist. Denn wir hören jene Menschen, die mit Steve Jobs zusammengearbeitet haben oder andere Erlebnisse mit ihm teilen. Das ist schon eine tolle Sache, auch zu sehen, wie Menschen, die den Gedanken anderer Menschen folgen können, dann doch auch die Art und Weise des Träumers Jobs hereingefallen sind. Faszinierend und unterhaltsam gestaltet. Allerdings inhaltlich auch derart gelagert, als das man mehr darüber nachdenken sollte, wofür man Zeit aufwendet.
[Fazit]
Diese einseitige und zweischichtige Standard Definition DVD (Typ 9) hat einiges zu bieten, wenn man sich denn für Geschichten und Historie interessiert. Hier geht es eben um eine der erfolgreichsten und finanzstärksten Unternehmungen weltweit, und ihren Chef: Ein skrupelloser Mensch, brutal in seinen Mitteln, getrieben und dazu fähig, andere derart zu begeistern und für sich einzunehmen, dass sie Zeitplänen zustimmen, die völlig absurd sind. Was für eine Gabe und welch ein Fluch. 123 Minuten läuft der Dokumentarfilm, der am 12. November 2015 veröffentlicht wurde. Wer sich mit Apple auseinander setzen möchte, der sollte sich den Titel anschauen. Gut gemacht.
Andre Schnack, 19.01.2016
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