The Civil War

Dokumentation
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[Einleitung]
Für mich eines der interessantesten historischen Themen ist der amerikanische Bürgerkrieg. Als solches und seine Folgen und Einflüsse auf das moderne Amerika der heutigen Zeit. Ich bin weiß Gott nicht pro-amerikanisch, doch hat die Gesinnung auch nur begrenzten Einfluss auf das Urteil über diese Dokumentation, welche sich sehr intensiv mit den verschiedensten Aspekten dieses grausamen Bürgerkriegs beschäftigt und dabei niemals das Interesse des Betrachters verliert. Sie entstand als groß angelegte Sendung, unterteilt in 5 Episoden mit Themenschwerpunkten. Ken Burns führte Regie und war Autor dieses Werks, an dem über 5 Jahre gearbeitet wurde. Die Sendung erblickte ihr TV-Leben 1990 zum ersten Mal. Die komplette Reihe erscheint nun aus dem Programm der polyband als 5-Disc Set.

[Inhalt]
1860 wurde der Republikaner Abraham Lincoln als sechzehnter US-Präsident vereidigt. Daraufhin sagte sich South Carolina am 20. Dezember 1860 von den Vereinigten Staaten los, und innerhalb weniger Wochen erklärten weitere sechs Südstaaten ihre Unabhängigkeit. Im Februar trafen Delegierte dieser Staaten sich in Montgomery, Alabama, etablierten eine vorläufige Bundesregierung und wählten Jefferson Davis zum Präsidenten der „Confederate States of America“. Dem neuen Staatenbund schlossen sich bis Mai weitere vier Staaten an. Am 12. April beschossen Südstaatler die im Fort Sumter, South Carolina, stationierten US-Truppen und entfesselten damit den Bürgerkrieg zwischen den amerikanischen Nord- und Südstaaten.

Obwohl er selbst ein Gegner sowohl der Sklaverei als auch der Sezession war, stellte sich der in Virginia geborene General Robert E. Lee seiner Heimat zur Verfügung und führte schließlich die Armee der Konföderation. Dank seiner überlegenen strategischen Fähigkeiten und der anderer legendärer Generäle wie „Stonewall“ Jackson oder J. E. B. Stuart wirkte diese zunächst unbesiegbar. Nach langen blutigen Kämpfen aber entschieden am Ende das größere Wirtschaftspotenzial und die stärkere Rüstungsindustrie den Ausgang des Bürgerkriegs.

Das Blatt wendete sich schließlich nach der Schlacht von Gettyburg 1864, und die Unionsgeneräle Ulysses S. Grant und William T. Sherman konnten nun die strategische und
zahlenmäßige Überlegenheit des Nordens zur Geltung bringen. Am 9. April 1865 kapitulierte General Lee in Appomattox, Virginia. Der Krieg war beendet. Fünf Tage nach der Kapitulation in Appomattox wurde Präsident Lincoln im Washingtoner Ford-Theater von dem fanatischen Südstaatler John Wilkes Booth erschossen. Durch die Auflösung der „Confederate States of America“ am 24. April 1865 wurde die Einheit der amerikanischen Union wiederhergestellt.

Aber mehr als eine halbe Million Menschen hatten im amerikanischen Bürgerkrieg ihr Leben gelassen, und der Süden war erst einmal ruiniert. Präsident Lincolns Nachfolger Andrew Johnson leitete die sogenannte ‘Reconstruction‘ ein und setzte die gemäßigte Politik seines ermordeten Vorgängers fort; er versuchte, die abgefallenen Südstaaten wieder in die Union zu integrieren und das politische Leben so rasch wie möglich zu normalisieren. Doch es sollte noch viele Jahrzehnte dauern, bis sich das Verhältnis zwischen den so ungleichen ‘Brüdern‘ wieder entspannen sollte…
(Quelle: polyband)

[Kommentar]
Es hat keine 11 Minuten gedauert, da war ich voll im Thema. Welches Thema? Einer der teuflischsten Kriege der amerikanischen Geschichte. Und eine menschliche Tragödie mit maßgeblichen Folgen auf die Entwicklung des eigenen Landes – den heutigen Vereinigten Staaten von Amerika. Ken Burns schuf eine gigantische Dokumentation, welche sich diese vielschichtige und komplexe Thema vornimmt und erfolgreich durch Spannung und hohen Wissenstransfer abhandelt. Dabei gehen die verschiedenen, unterteilten Sendungsabschnitte auf soziale, militaristische, wirtschaftliche und sogar teils ökologische Faktoren dieses blutigen Bürgerkriegs unter Brüdern ein.

So wird zum Beispiel in der ersten Episode sehr intensiv auf die Sklaverei und ihre Folgen für die Entwicklung zwischen Farbigen und Weißen eingegangen. Dazu werden historische Zitate, Archiv-Aufnahmen und Zeichnungen zu Rate gezogen und erzählen plastisch und wirkungsvoll mit viel Stimmung von einem Krieg, der die Bevölkerung eines riesigen Landes teilte und gegen sich kämpfen ließ. Es werden zahlreiche Zitate bekannter Zeitzeugen zum Besten gegeben, die meist mit frischen Synchronsprecher-Stimmen umgesetzt wurden. Dazu folgt eine Art fließende Slideshow vieler sehr gut erhaltener Fotos aus einem Repertoire von insgesamt rund 16.000 abgefilmten Bilder, aus denen rund 5.000 in den Dokumentationen gezeigt werden.

Eine typische Musik, wie sie die konföderierten Truppen wahrscheinlich in die Schlacht begleitet hat, unterstreicht die oftmals nicht schönen Bilder und stimmt melancholisch. Dabei geht der Inhalt keinesfalls überzogen mit bestimmten Schicksalen um oder neigt zur bemerkten Übertreibung. Alles wirkt ausgesprochen authentisch und glaubhaft.

[Technik]
polyband bringt uns mit dieser Dokumentation einen echt großen Schinken, denn auf 5-DVDs bändigte man eine Laufzeit gigantischen Ausmaßes. Die Sendung wurde fürs TV-Programm konzipiert und erschien 1990 das erste Mal. So ist es nicht verwunderlich, dass es sich um einen 4:3-Vollbild-Transfer handelt. Und ein sehr ruhiges dazu. Denn großartige Bewegungsabläufe gibt es nicht. Ohnehin gibt es nur wenige bewegte Bilder, sondern eher eine Kamerafahrt über Fotografien: Ob das Bild farbig oder in schwarz-weiß daher kommt, es wird stets ein hohes Qualitätsniveau gehalten und der Betrachter erfreut sich an den guten Farben, dem Sättigungsgrad und der Kantenschärfe. Auch Bilddetails gibt es in einem befriedigenden Umfang. Rauschen oder Verunreinigungen können wir nicht ausmachen und die Kompression stellt ebenfalls zufrieden ohne Aussetzer oder Blockbildung.

„The Civil War“ ertönt im Formt Dolby Digital 2.0, wahlweise in den Sprachen Deutsch oder Englisch. Untertitel sind auf den Discs jedoch nicht vorzufinden. Macht aber auch nichts, so lange man nicht taub ist, denn die Sprache ist sauber und verständlich aus den Lautsprechern zu vernehmen. Die Musik, welche je nach Situation einsetzt und sich im Volumen anpasst. Auch einige – wahrscheinlich nachsynchronisierte – Umgebungsgeräusche gehören zum Ton, heben ihn jedoch aus der Surround-Perspektive in keine ernstzunehmende Höhe. Und so bleibt es bei einem sehr platten und Klang ohne nennenswerte Räumlichkeit und Weite.

[Fazit]
Ich habe diese Sendungen sehr genossen. Mit großer Faszination betrachtete ich, wie sich eine große Nation teilte, Bruder gegen Bruder die Waffen erhoben und sich bis aufs Blut bekämpften. Die Geschichte Amerikas wird tatsächlich verständlicher, wenn man sich die Ursachen, Konsequenzen und Spätfolgen dieses grausamen Bürgerkriegs genauer anschaut. Und diese Möglichkeit bietet diese rund 675minutenlange Dokumentationsreihe – das sind mehr als 11 Stunden Wissen vermittelnde Unterhaltung. Abgelegt auf 5 einseitigen Dual-Layer-Discs (DVD Typ 9). Die Datenträger befinden sich in einem ansehnlichen Pappschuber, der zusätzlich mit einem umfangreichen Booklet ausgestattet ist. Einfach eine insgesamt gute DVD-Erscheinung, wenn man Inhalt, Ausstattung und die technische Darbietung bewertet. Die Dokumentation sucht Publikum ab einem Alter von 12 Jahren. Erscheinungstermin war der 24. November zu einem Preis von rund 33,- Euro.

Andre Schnack, 14.12.2006

  Film/Inhalt
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  Bild
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  Ton
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  Extras/Ausstattung
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  Preis-Leistung
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