[Einleitung]
Ich denke beim Geschmack über Filme können sich die Geister scheiden. Mit Sicherheit gehört der US-amerikanische Filmemacher Jim Jarmusch ebenfalls zu den Kandidaten, dessen Filme man entweder mag oder nicht mag. Viel dazwischen wird es nicht geben, denn Filme von Jim Jarmusch sind immer eine Besonderheit. Ich mochte das Werk „Broken Flowers“ gern und war gespannt auf den nächsten Wurf des experimentellen Jarmusch, der nicht immer einfach zu verstehen ist. Mit „The Limits of Control“ von 2009 kommt nun der nächste Wurf auf DVD in die Heimkinos aus dem Programm von universum. Wir konnten uns den neuen Streich mit Isaach De Bankolé in der Hauptrolle anschauen und uns ein Urteil bilden.
[Inhalt]
Auf der Herrentoilette eines großen europäischen Flughafens wäscht sich ein schwiegsamer Mann die Hände. Dann betrachtet er sich im Spiegel. Seine Haut ist dunkel, sein Gesicht knochig, der Blick intensiv, aber nicht recht zu deuten. Er trägt einen silbrig blauen Maßanzug, ein perfekt sitzendes Hemd, keine Krawatte. Nachdem er die Toilette verlassen hat, nimmt er in der Abflughalle von zwei zwielichtigen Typen einen kleinen Koffer sowie einen Satz Schlüssel in Empfang und besteigt wenig später ein Flugzeug. Der geheimnisvolle Fremde reist nach Spanien. Anscheinend hat er dort einen Auftrag zu erledigen…
(Quelle: universumfilm)
[Kommentar]
Die Story ist alles andere als selbsterklärend. Sie hat einen linearen Verlauf, arbeitet konservativ mit einfachen Mitteln und versucht sich nicht an zeitlichen Spielereien oder anderen Herausforderungen. Vielmehr konzentriert sich der gesamte Titel auf die Darstellung der Hauptfigur und allem Anschein nach auf dessen Auftrag. Dabei wird zwar in vielerlei Hinsicht ein gewisser Aufbau gewahrt, jedoch nicht wirklich erklärt, was geschieht. Und das was dem Betrachter hier blüht ist keinesfalls einfach zu verstehen. Erschwerend kommt hinzu, dass sehr wenig gesprochen wird. Noch weniger als alle anderen Mimen spricht die Hauptfigur. Und dennoch ist sie ausdruckstark durch Mimik, Gestik, Kleidung und ihr Verhalten. Darsteller Isaach De Bankolé überzeugt auf ganzer Linie.
Der Stil ist schon ein typischer für Jim Jarmusch. Visuell stark durch gelungene Sets, gute Ausstaffierung und den sehr spärlichen Einsatz von musikalischen Elementen entsteht eine durchweg dichte Stimmung und Atmosphäre. Viele Bilder, Symbole und Hinweise gibt es nicht oder aber erschließen sich erst nach und nach. Und doch bleiben am Ende unzählige Fragen offen. Dies kann jedoch auch Absicht sein, es unterstreicht den Faktor, dass der Betrachter eben ein unbeteiligter Zuschauer ist und eben nicht alles weiß. Diese unterstreicht die Geschichte, bzw. die aufeinanderfolgenden Zusammentreffen völlig unbekannter Charaktere. Bestimmte Eigenheiten, wie zum Beispiel die Tatsache, dass keinerlei Namen genannt werden, verleihen dem Werk etwas, dass es vom Durchschnitt abhebt. Was nicht bedeutet, dass dies jedem gefallen wird.
[Technik]
Es handelt sich beim Bild um einen 16:9-Transfer im Format 1.85:1. Das Geschehen erfolgt mittels anamorpher Abtastung und transportiert rundum ordentliche Bilder auf das Wiedergabegerät. Wenngleich wir es unisono mit einem ordentlichen Transfer zu tun bekommen, so hat er auch ein paar Makel. Denn es gesellt sich neben einer rundum authentischen, bzw. naturalistischen Wiedergabe leider auch ein leichter Faktor an Rauschen. Jenes tritt allerdings nur in den wenigen plakativen Bildbereichen auf. Da die stilsichere Kameraführung keine großartigen Eskapaden bietet, verhält sich der Transfer überwiegend ruhig und frei von bewegungsabhängigen Effekten. Nahaufnahmen und die überwiegend ruhigen Momente sind gut bis sehr guter Darbietungsqualität. Über die Kompression braucht nicht negativ geschrieben werden.
„The Limits of Control“ liefert Dolby Digital 5.1-Sound in den Sprachfassungen Deutsch und Englisch. Wahlweise können dem Geschehen in der letztgenannten Sprache ebenfalls Untertitel hinzu geschaltet werden. Wer den Film zum ersten Mal anschaut, der wird sich nach der ersten Minute fragen, ob mit dem Ton auch wirklich alles in Ordnung ist. Es sind praktisch keine Geräusche oder aber Musik zu vernehmen. Ohnehin halten sich die beiden Mehrkanaltonspuren sehr in Grenzen mit Ton jedweder Art. Musik kommt dabei immer nur dann zum Einsatz, wenn sie eine meist personenbezogen bestimmte Aufnahmen verstärken kann. Auf der Habenseite verbuchen wir eine klare Aussteuerung, saubere Sprachausgabe und den Fakt, dass es keine Störungen gibt.
[Fazit]
Man mag über die meist sehr künstlerischen Verfilmungen eines Jim Jarmusch denken, was man will. Unumstößlich ist, dass wir es mit einem recht innovativ gemeinten und künstlerisch angehauchten Thriller zu tun haben, der nicht immer das Tempo eines Thrillers an den Tag legt. Doch die interessante Figurenausgestaltung, die durchaus lückenhafte und doch bindende Story und der gesamte Charme des Stücks konnten mich insofern begeistern, dass ich dem Film eine durchschnittliche Note geben kann. Ruhigen Gewissens möchte ich ferner festhalten, dass mir persönlich der Film ganz gut gefiel, mir die offenen Flanken zur Manöverkritik allerdings nicht verborgen blieben.
„The Limits of Control“ verfügt über eine Laufzeit von rund 111 Minuten, abgelegt auf einer einseitigen und zweischichtigen Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9). Erscheinungstermin war der 11. Dezember 2009, der Titel schlägt mit rund 14,- Euro Verkaufspreis nicht allzu sehr ins Kontor und gehört auf die Einkaufsliste eines jeden Jim Jarmusch-Fans. Von der Altersfreigabe her stellen wir eine FSK von ab 12 Jahren fest. Wer sich als Filmfreund bezeichnet und dafür Sorge tragen will, dass er mal wieder nach der Ansicht eines Films ein wenig über dessen Sinn und Aussage philosophieren will, der sollte sich „The Limits of Control“ zu Gemüte führen.
Andre Schnack, 22.03.2010
Film/Inhalt |
:
|
||
Bild |
:
|
||
Ton |
:
|
||
Extras/Ausstattung |
:
|
||
Preis-Leistung |
:
|