[Einleitung]
Regisseur Robert Eggers schuf 2022 einen Wikinger-Film, wie ihn viele zuvor noch nicht gesehen haben. Nach einem Drehbuch, das Robert Eggers gemeinsam mit Sjón Sigurdsson erarbeitete, soll wohl ein Abbild dessen entstanden sein, das dem wahren Dasein der Nordmänner nahe kommen soll. Das weckte Interesse in mir und ich wollte mir den Titel genauer anschauen. Diese Möglichkeit ergab sich dann über meine Amazon Prime-Mitgliedschaft, so dass ich Alexander Skarsgård, Oscar Novak, Nicole Kidman, Ethan Hawke, Anya Taylor-Joy sowie Willem Dafoe und weitere vor der Kamera erleben konnte und über meine Erfahrung mit „The Northman“ genauer berichte.
[Kommentar]
Was für ein Film! Stark in seinem visuellen Ausdruck, noch stärker im Transport der Botschaft, die sich hier simplifizieren lässt auf genau ein Motiv: Rache. „The Northman“ ist kein Wikinger-Film, wie wir ihn zum Beispiel mit John McTiernan’s 1999 abgedrehten „Der 13. Krieger“ (The 13th Warrior) zu sehen bekommen. Hier geht es nicht um das actionbeladene Darstellen einer Kultur, die sich zivilisiert genug verhält und nur ein paar der eher dunkleren Bräuche der alten Nordmänner übernommen hat. Hier in „The Northman“ geht es viel mehr um die Kultur, den Stolz, die Religion und die sehr unbarmherzige Welt um das 9. Jahrhundert im Norden Europas.
Dazu gehört die kühle und ungeschönte Darstellung eines sehr entbehrungsreichen, harten Lebens. Und dazu eben die Bräuche, die Kultur und Gedankenwelt jener Völker, die wir heute zusammenfassend als Wikinger umschreiben. Da war kein Weg zu weit, so drehte man auf Island, fertigte Sets an, die zwar einfach aussehen, sich jedoch im Gesamtkontext als unfassbar wirkungsvoll erweisen. Die Ausleuchtung ist nicht immer gut, dafür glaubhaft und die Dialoge sind sehr auf den Punkt, wie ich es mir kaum vorstellen konnte. Ein sehr starker Film.
[Technik]
Mir kam „The Northman“ gerade recht, als ich nach etwas völlig anderem Ausschau hielt im Amazon Prime Programm. Auch ich mag den Norden, wenngleich mir das hiesige Wetter oft nicht gefällt. Es ist meine Heimat, und auch das Meer gehört dazu. Die vorgenannten Faktoren sind in „The Northman“ technisch gut ausgestaltet und gelungen inszeniert, zudem werden sie durch eine praktisch fehlerfreie Technik getragen. Alle High Definition-Aufnahmen sind sehr kontrastreich, wenngleich oft mit Schatten durchtränkt. Alles wirkt klar genug, ausreichend detailliert und ruhig in der Wiedergabe. 2.00:1, 1080p.
Die Sprachen sind im Original entweder Englisch oder aber Isländisch. Selbstredend gibt es auch eine deutschsprachige Synchronfassung, die ich mir allerdings bislang nicht angehört habe. „The Northman“ klingt gut, und wer die Sprache der Nordmänner nicht versteht, bekommt Untertitel (keine Runen) angeboten. Ob es nun die ruhigen Aufnahmen sind oder jene, in denen Geschrieen, Geheult wird wie ein Wolf oder aber Schilder und harter Stahl aufeinander trifft – all das klingt gut, in einem sinnvollen Umfang und in sich geschlossen. Es entsteht Spannung und Atmosphäre, so wie es sein soll.
[Fazit]
Für mich gehört nach wie vor „Der 13. Krieger“ zu der Riege der gelungenen Action-Filme vor dem Hintergrund nordischer Kultur. Doch das aus ganz anderen Gründen als es bei „The Northman“ der Fall ist. Im direkten Vergleich ist John McTiernans Werk eben typisch Hollywood und erklärt die Wikinger zu etwas, das sie wohl kaum waren. „The Northman“ erscheint da doch viel mehr an dem, was man sich wirklich unter den harten Typen vorstellen konnte, die ihr (Un)Wesen im Norden des heutigen Europas trieben. Bildgewaltig, ernst, stark im Ausdruck und mit tollen darstellerischen Leistungen ausgestattet. „The Northman“, ca. 130 Minuten, FSK 16. Anschauen.
Andre Schnack, 31.12.2024
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