The Party

Comedy/Drama
Comedy/Drama

[Einleitung]
Ich las positiv über „The Party“, aber nur sehr wenig, denn ich halte das bewusst klein, um mich nicht irgendwie doch beeinflussen zu lassen, bevor ich einen Review zum britischen Film in schwarz/weiß mit einer erstaunlichen Laufzeit von knapp über einer Stunde. Regisseurin Sally Potter arbeite nach einer Idee und dem Drehbuch von … Sally Potter. Vor der Kamera des kammerspielartigen Films sehen wir Patricia Clarkson, Bruno Ganz, Cherry Jones, Emily Mortimer sowie Kristin Scott Thomas und Cillian Murphy. Die Produktion entstand 2017 als britische Kino-Produktion. Die High Definition Blu-ray Disc des Titels erscheint aus dem Angebot von universumfilm. Ich konnte mir ein Bild machen.

[Inhalt]
Um ihre Ernennung zur Gesundheitsministerin im Schattenkabinett zu feiern, lädt die ehrgeizige Politikerin Janet enge Freunde und Mitstreiter in ihr Londoner Stadthaus ein. Als ihr Ehemann Bill mit einem brisanten Geständnis herausplatzt, nimmt die Party eine überraschende Wendung. Plötzlich offenbaren auch die anderen Gäste lang gehütete Geheimnisse, woraufhin Beziehungen, Freundschaften, politische Überzeugungen und Lebensentwürfe in Frage gestellt werden.

Innerhalb kürzester Zeit kippt die kultivierte Atmosphäre in ein emotionales Chaos aus gegenseitigen Anschuldigungen. Während im Ofen die Häppchen verbrennen, fliegen im Wohnzimmer die Fetzen und die Whiskeygläser – und die Party steuert unaufhaltsam auf den großen Knall zu…
(Quelle: universumfilm)

[Kommentar]
Was für ein Film. Er gefiel mir gut und ist auf seine sehr eigene Art und Weise so wahrhaftig, real, beängstigend und etwas verstörend, wenn wir als Betrachter den Blickwinkel einnehmen können, den sich die Filmemacherin für das Publikum vorgestellt hat. „The Party“ beginnt sehr einfach, offenbart dann aber eines unserer menschlichsten Eigenschaften, die uns in vielen Situationen geholfen haben mag, heutzutage aber durch unsere Kultur weitgehend nur noch kaschiert auftreten. Hier fällt allerdings – verglichen zu „Der Gott des Gemetzels“ – die Maske ab und die wahren Meinungen und Gesichter kommen zutage. Hoch interessant.

Und nicht weniger unterhaltsam ist das alles hier. Die Motive sind anfänglich noch unklar, doch dann erfahren wie peu-a-peu langsam und zunehmend mehr. Unsere eigenen, zivilisierten Grundzüge, Werte und viele Aspekte des Glaubens an das Gute, wie ein gutes Wertesystem, werden zunehmend von uns selbst angegriffen und die Figuren mit ihren eigenen Welten beginnen gegeneinander in den psychologisch, aggressiven Krieg zu schreiten. Der Zuschauer wird Zeuge einiger Dialoge, aus denen der Betrachter vieles ableiten kann. Dann eskaliert die Situation. Dies geschieht in teils sehr gelungenen Kameraeinstellungen.

Spätestens in der 45. Minute ist die Katze aus dem Sack. Die Situation gerät ausser Kontrolle und ich dachte darüber nach, was nun die Waffe noch bringen wird, wo alle Messer grad gewetzt sind? Ein breites Spektrum der Couleur menschlichen Zusammenlebens, und den darin versteckt liegenden Abgründen der unterschiedlichen Charakteren. Wer also Lust hat auf eine kurzweilige, temporeich, unspektakulär und doch sehr intelligent erzählte Kammerspiel-Dramaturgie der Extraklasse, der sollte sich diese Grimassen der Menschheit ansehen.

[Technik]
Einiges ist recht besonders an diesem Film. „Die Party“ begeistert durch seinen Mut zur Frische. So fällt direkt auf, dass es sich um einen schwarz/weiss Transfer handelt, in dem Format 2.40:1, in vollen 1080p-Aufnahmen (24p). Von Beginn an ist der Charme sehr intensiv, die qualitativen Aspekte überzeugen, können aber nicht unbedingt mit allen sehr modernen Veröffentlichungen mithalten. Der Kontrast ist teils steil, der Schwarzton ebenfalls; seitens der Konturenzeichnung ist kein negativer, nennenswerter Fehlgriff zu verzeichnen. Wer sich nun vorstellt, das es keine hektischen Blickfänge gibt, der rechnet dem Transfer vieles zu. Das meiste davon tritt auch ein.

Dialoge sind es, die diesen Film auszeichnen und ihn überhaupt diese komplexe Story aufzeigen lassen und die Vermittlung unterstützen können. Dabei ist es natürlich wichtig, dass die gewissermaßen relevantesten, sozusagen tragenden Figuren auch interessant genug sind. Dieses Problem stellt sich hier nicht. Alle sind toll und hören sich stets gut an und sind durchweg zu verstehen. Die Musik trägt eine relevante, allerdings nicht omnipräsente Rolle, so dass alles recht unspektakulär wirkt. Die Sprache kann in Deutsch und Englisch in DTS-HD 5.1 erklingen, begleitet optional durch Untertitel in Deutsch. Rauschen gibt es nicht, alles wirkt sauber im Klang.

[Fazit]
Ich mag solche Filme. Wenn ich nun zurück denke und „The Party“ nochmal Revue passieren lasse, dann fällt mir auch der ebenfalls hervorragend gedrehte „Der Gott des Gemetzels“ ein. Ebenfalls ein sehr sozialkritisches Drama über das, was uns heute bewegt und was für für Ansichten in dieser Welt bilden. Übers Geld, Leben, die Liebe und vor allem den Schatten in der (eigenen) Vergangenheit. Das ganze wird abgehandelt auf einer Laufzeit von rund 71 Minuten, was sehr kurz ist. Die universumfilm Blu-ray Disc (BD 50) kann allerdings noch die folgenden Extras anbieten: Making Of, Trailershow, Interviews, Wendecover – immerhin. Der Film ist absolut sehenswert. Erhältlich seit dem 1. Dezember zu rund 16,- Euro und freigegeben ab 12 Jahren.

Andre Schnack, 20.12.2017

Film/Inhalt:★★★★☆☆ 
Bild:★★★★★☆ 
Ton:★★★★★☆ 
Extras/Ausstattung:★★★☆☆☆ 
Preis-Leistung★★★★☆☆ 

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