[Einleitung]
„Perfekte Computeranimation, schräge Tanzeinlagen und liebenswerte Charaktere machen dieses neue Disney Meisterwerk zu einem unvergesslichen Spaß für die ganze Familie.“ – so lautet zumindest schon einmal die Presse-Information. Ihr sind noch weitere, tolle Kommentare, Ankündigungen und Appetitanreger auf den Film „Tierisch Wild“ zu entnehmen – klar. Aber ob all das auch zutrifft und der Titel von Regisseur Steve ‚Spaz‘ Williams wirklich gut ist, wollten und konnten wir uns dann – Dank Buena Vista Home Entertainment – selbst anschauen. In den Hauptrollen sind digitale Figuren zu sehen, die von professionellen Sprechern eine Stimme verliehen bekamen. Unter dem Dach von Walt Disney erscheint der Film mit dem Originaltitel „The Wild“ nun als deutsprachige Code2-Disc.
[Inhalt]
Was passiert, wenn gar nicht so wilde Zootiere plötzlich die Wildnis kennen lernen? Sehnsüchtig lauscht Teenager-Löwe Ryan im New Yorker Zoo den spannenden Dschungel-Geschichten seines Vaters Samson. Wie gerne würde er selbst einmal den Duft der großen weiten Welt schnuppern! Ein Wunsch, der schneller in Erfüllung geht, als ihm lieb ist, denn eines Nachts wird er versehentlich in die afrikanische Wildnis verfrachtet. Unterstützt von seinen besten Freunden – dem mürrischen Koala Nigel, dem gewitzten Eichhörnchen Benny und der schlagkräftigen Giraffendame Bridget sowie der Anaconda Larry – startet Samson eine halsbrecherische Rettungsaktion quer durch das wilde New York hinein in die Wildnis.
(Quelle: Buena Vista Home Entertainment)
[Kommentar]
„Tierisch Wild“ kommt mit dem aktuellsten Schwung an Animations-Filmen, gleich nach „Madagascar“ oder „Ab durch die Hecke“. Und betrachten wir den Film und die Umgebung, in der er entstand und die Titel, die thematisch und zeitlich ähneln, so fühlen wir uns an Zeiten von „Das große Krabbeln“ und „Antz“ erinnert. Disney ist bekannt für gute Zeichentrick-Werke und Animationsfilmen. Zählt „Tierisch Wild“ auch dazu? Die Antwort fällt leider – und wider meiner Erwartungen – nicht allzu leicht. Die wirklich wichtigen Dinge eines Animationsfilms, Humor, keimende Liebenswürdigkeit der Charaktere und eine spannende und möglichst innovative Geschichte treten hier nur bedingt gut ausgeprägt auf. So neigt sich der Humor ziemlich rasch dem nahezu reinen Slap-Stick-Milieu und nährt sich durch Anschnauz-Sprüche. Das passt nicht immer zur Kinderunterhaltung und geht – siehe „Findet Nemo“ oder „Die Unglaublichen“ oder „Cars“ – auch anders.
Inhaltlich kann „Tierisch Wild“ nicht genug aus den Vollen schöpfen und wirkt zu nah an „Madagascar“, der eine recht ähnliche Ausgangssituation für die Geschichte aufweist. Ist dies reiner Zufall? Dies können und wollen wir nicht beantworten. Nun aber genug der Meckerei, kommen wir zum Positiven des Films. Hier steht allen voran die qualitativ hochwertige Handwerkskunst im Mittelpunkt. Denn technisch betrachtet haben wir es mit ausgesprochen gelungenen Animationen zu tun. Nicht nur im Sinne des Bewegungsablaufs und der Choreografie, sondern auch von der Ausgestaltung der Sets und Charaktere. Letztgenannte sind nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich in facettenreichen Variationen präsent. Sie jagen einer Story hinterher, die von Vater und Sohn, Gefangenschaft und Freiheit berichtet, dabei das Ziel der Unterhaltung nicht verliert und sich zu Stimmungsstabilisation des Öfteren der Musik bedient. Dabei gibt es selbst komponierte Stücke und bekannte Songs.
[Technik]
Hier gibt es tatsächlich perfekte Computeranimationen zu Gesicht, wie man es sie aus guten Animations-Filmen kennt. Der Bild-Transfer erfolgt im Format 1.78:1 und befindet sich im anamorphen Breitbild-Gewand auf dem Datenträger. Er entstammt zu 100% direkt aus dem Computer. Und diese berechneten, komplett künstlichen Bilder haben es in sich. Sie wirken gestochen scharf, jedes kleine Detail kann mit bloßem Auge erhascht werden und füllt das Geschehen mit einem schönen Detail-Level. Konturenschärfe und Kontrast befinden sich auf einem gut bis sehr guten Niveau und die Farbsättigung macht ihren Namen alle Ehre. Durch einen gesunden Schwarz-Level nehmen wir auch kleinere Farbflächen deutlich wahr. Rasche Bewegungen und knackige Schnitte brachen dem Transfer keinen Zacken aus der Krone. Fehler wie Drop-Outs, Verunreinigungen oder aber Kompressionsartefakte bleiben praktisch aus.
Auch der Ton vermag zu gefallen und kann mit zahlreichen Effekten und einer sehr sauberen Sprachausgabe glänzen. Es gibt gleich 5 Soundtracks auf der Disc vorzufinden: Deutsch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Türkisch im Dolby Digital 5.1-Format. Optionale Untertitel können in jeder genannten Sprache hinzugeschaltet werden. Der komplett digitale Film wurde mit einem ausreichend lebhaften und räumlich weiten Sound ausgestattet. Dies betrifft Hintergrundgeräusche und den Music-Score, der oftmals satt und Raum füllend aus sämtlichen Lautsprechen zu vernehmen ist. Die Dialogwiedergabe hingegen vollführt der Center-Speaker und dies ausgesprochen gut, denn egal was passiert, die Sprachausgabe bleibt verständlich. Aufnahmen im Dschungel wirken gut und professionell abgemischt, dabei schwächeln weder der Bass, noch die Höhen.
[Fazit]
„Tierisch Wild“ konnte meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllen. Seine Leistungen siedeln sich leider hinter „Madagascar“ und „Ab durch die Hecke“ an. Echte Größen wie der jüngste Pixar-Film „Cars“ bleiben unerreichbar für „Tierisch Wild“. Zwar besticht der kurzweilige Film mit einem leichten Humor und hohen Unterhaltungswert, weist jedoch eine inhaltlich nicht ganz so runde Konzeption auf. Und letzt fehlt es dem rund 72minutenlangen Werk (78 Min. Verpackungsangabe) einfach ein wenig an Charme. Der Titel findet Platz auf einer einseitigen Dual-Layer-Disc (DVD Tpy 9). Das Bonusmaterial setzt sich aus folgenden Extras zusammen und kann über ein passendes und doch mit nur wenigen Animationen ausgestattetes Menü erreicht werden:
- Der Koala Nigel – ungeschnitten
- Ein schräger Dschungel-Nager
- Musik-Video „Real Wild Child“ von Everlife
- Unveröffentlichte Szenen
Die Extras sind insgesamt unterhaltsam und witzig anzusehen. Es gefällt nach wie vor gut, wenn für computergenerierte Filme extra noch ein paar Extras produziert werden, die meist das Ziel verfolgen, die künstlichen Figuren mit Leben auszustatten und sie als Schauspieler darzustellen. Vom Inhalt und der Laufzeit her gibt es nichts an den Bonusmaterialien auszusetzen. „Tierisch Wild“ erscheint am 5. Oktober im deutschen Code2-Handel und zwar – erwartungsgemäß – ohne Altersbeschränkung. Ein netter Film mit nur leichtem Tiefgang aus der hoch entwickelten, technischen Film-Schmiede Hollywoods.
Andre Schnack, 02.10.2006
Film/Inhalt |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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