Tommy (Special Collector’s Edition)

Musical/Drama
Musical/Drama

[Einleitung]
Unter dem Titel „Tommy – Special Collector’s Edition“ veröffentlicht universumfilm den 1974 abgedrehten – wollen wir ihn so nennen – Experimentalfilm von Regisseur Ken Russel, der sich schon für „Tschaikowskij – Genie und Wahnsinn“ verantwortlich zeichnete. Kein traditioneller Kinofilm, sondern vielmehr eine Mischung aus Musical und Music-Video erscheint in der Länge eines typischen Spielfilms. Oftmals unverstanden suchte sich „Tommy“ seinen Platz in der Welt des Films. Das Werk basiert auf dem gleichnamigen Album der britischen Band „The Who“ und unterlegt Texte und Songs mit Bildern und erzählt dabei eine Geschichte. Auf der Leinwand konnten Roger Daltrey, Oliver Reed, Ann-Magret, Sir Elton John, Eric Clapton, Jack Nicholson, Robert Powell, Tina Turner und Paul Nicholas erhascht werden. Wir schauten uns das 2er DVD-Set genauer an.

[Inhalt]
Als Nora Walker schwanger ist, gilt ihr geliebter Mann als tot: Der Pilot Captain Walker soll bei einer Luftschlacht während des Zweiten Weltkriegs ums Leben gekommen sein. Nora bringt einen Sohn zur Welt, den sie Tommy nennt. Sie zieht ihn mit ihren Erinnerungen an den Vater groß. Zehn Jahre später heiratet sie Frank Hobbs, den sie in einem Feriencamp kennen lernt. Doch Captain Walker kehrt schließlich zurück, und Tommy muss mit ansehen, wie sein Vater vom Liebhaber der Mutter ermordet wird. Dieses Erlebnis löst bei dem Jungen einen Schock aus – er wird unheilbar blind und taubstumm. Zunächst leidet er sehr unter seiner Behinderung und lebt völlig in sich gekehrt. Auch die Erziehung seiner von Schuldkomplexen beladenen Mutter hinterlässt Spuren.

Doch auf einem Schrottplatz entdeckt Tommy eines Tages zufällig einen Flipperautomaten und beginnt zu spielen. Er erkennt sein außergewöhnliches Talent an dem Spielgerät, wodurch sich sein Leben schlagartig ändert. Der gedemütigte Außenseiter steigt zum Flipper-Weltmeister auf und wird dadurch zum Superstar. Dadurch beeinflusst, erfährt Tommy eine spirituelle Erleuchtung und begründet eine religiöse Gemeinschaft mit schon bald riesiger Gefolgschaft. Doch die Anhänger kommerzialisieren seine Botschaft zunehmend, während Tommy den Grundideen treu bleiben will. Doch als er sich dem eingeschlagenen Weg widersetzt, lässt man ihn eiskalt fallen.
(Quelle: universumfilm)

[Kommentar]
„Tommy“ ist ein sonderbares Stück. Nach der ersten Ansicht war ich etwas irritiert über den an den Tag gelegten Stil und das Kostüm, in dem sich tatsächlich eine dramatische Geschichte versteckte. Immer wieder taucht der Betrachter in die Welt von „Tommy“, versinkt in der guten Musik und merkt nur manchmal, dass er keinen normalen Film schaut. Es handelt sich am ehesten bei „Tommy“ um ein verfilmtes Bühnenstück. Nur eben kein Bühnen-Spiel wie bekannt, sondern eben um ein Konzert, dass im Stil eines Musicals umgesetzt und zum Leben erweckt wird. In seiner Art mit Sicherheit unverkennbar und mit hohem Innovationsfaktor bildete sich aus „Tommy“ ein Nischenprodukt. Im Charme und in der Wirkung sehr britisch und trotz der zahlreichen Brüche im Sinne der Kinofilm-Konventionen verdient sich die Verfilmung als vollständige Geschichte, die etwas zu sagen hat.

Was uns nun „The Who“ und die Filmemacher genau mit „Tommy“ lehren wollen, blieb mir letztlich wahrscheinlich verschlossen. Vielleicht mag dies an meinem Alter liegen, oder dem fehlenden Bezug zu den Mittsiebzigern und der Art und Weise, wie sich die Welt seither entwickelt hat. Fest steht jedoch, dass wir es mit einer sehr hochwertigen Umsetzung auf die Leinwand zu tun haben. „The Who“ schuf gemeinsam mit Regisseur Ken Russel ein gigantisches Musik-Video, das mehr als nur ein Video ist. Es wird mittels permanenter musikalischer Untermalung und einer dazu passenden und mit ihr verbundenen Kamera-Führung und visuellen Inszenierung eine Geschichte erzählt. Und das auf nicht weniger als 95 Minuten. Man kann diesen Film auf keinen Fall mit einem herkömmlichen Kino-Streifen im Stile eines Spielfilms sehen, sondern muss ihn zwangsweise durch seine dynamische Art, die oftmals wie ein Konzert-Mitschnitt wirkt, als künstlerisches Werk betrachten.

[Technik]
„Tommy“ erstrahlt auf dieser DVD im Bildformat 1.85:1 und weist eine anamorphe Codierung auf. 16:9-TV Geräte werden somit komplett vom Geschehen ausgefüllt. Die qualitative Leistung lässt sich vergleichen mit der eines „Monty Python’s wunderbare Welt der Schwerkraft“. Die eingesetzte Technik kommt aus einer vergleichbaren Zeit und die visuellen Aspekte ähneln sich hin und wieder deutlich. „Tommy“ kann mit einer angenehmen Harmonie auftrumpfen, welche aus dem satten Kontrast und der ausreichend sauberen Darstellung resultieren. Immer wieder suchen kleinere Verunreinigungen die Mattscheibe und somit das Auge des Betrachters auf, diese Makel gehen in Anbetracht des Alters jedoch in Ordnung. Seitens der Kantenschärfe muss festgestellt werden, dass sich Konturenzeichnung und Detailreichtum nicht mehr auf der Höhe der Zeit befinden. Zarte doppelte Kanten sehen nun einmal nicht gut aus. Weitgehend kann der Betrachter jedoch zufrieden sein.

Da es sich bei „Tommy“ um ein Musical handelt, müssen wir besonderes Augenmerk auf die tonale Leistung legen. Für ordentlichen Sound sorgen hier – ganz auf der Höhe der Zeit – zwei Mehrkanalton-Soundtracks in den Formaten Dolby Digital 5.1 und DTS 5.1. Auf eine deutsche Synchronfassung wurde glücklicherweise verzichtet, sie würde das Musical zerstören. Untertitel können der akustischen Leistung in Deutsch und Englisch optional hinzugeschaltet werden. Durchgängig wird eine ausreichend räumliche Weite festgestellt. Wir haben es immer wieder mit kleinen altersbedingten Nebeneffekten zu tun, doch „Tommy“ hört sich insgesamt gut und im Tonspektrum ausreichend facettenreich an. Die Vorlag gab es dazumal in Stereo, das Mehrkanalton-Ergebnis gefällt, jedoch werden viele Fans wahrscheinlich das Stereo-Original mehr lieben.

[Fazit]
Universumfilm nimmt den Mund voll, wenn sie von einer „Tommy – Special Collector’s Edition“ sprechen. Denn Special-Editions sind eines, Collector’s Editions wecken noch weitere, andere Erwartungen in der potenziellen Käufer-Gemeinde. Das Doppel-DVD Set bietet zwei einseitige Dual-Layer-Discs (DVD Typ 9) und kommt mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren daher. Der Hauptfilm besitzt auf der ersten DVD eine Laufzeit von rund 106 Minuten. Über ein poppiges, dem Thema des Films passend gestaltetes Menü werden folgende Bonusmaterialien zugänglich gemacht:

  • Audiokommentar mit Regisseur Ken Russel
  • Interviews mit Roger Daltrey, Pete Townsend, Ken Russel, Ann-Margret
  • Featurettes
  • Trailer

Die Laufzeit der Specials bemisst sich auf rund 143 Minuten, was in Anbetracht der Bezeichnung dieser „Tommy“-Erscheinung auch als angemessen erscheint. Und wenngleich sie die Materialien von der Anzahl her nicht sonderlich gut verkaufen, so haben sie inhaltlich doch einiges zu bieten und zeigen Hintergründe und Entstehungsschritte adäquat und interessant aufbereitet auf. Der Verpackung liegen auch noch Offline-Extras bei: nämlich 5 exklusive Film-Postkarten.

„Tommy“ wurde nicht in Kapitel eingeteilt, sondern es schmückt das Wort „Songs“ den Link im DVD-Menü zur Auswahl der unterteilten Songs, was faktisch nichts anderes ist als eine Kapitel-Auswahl. Doch haben wir es ja nicht mit einem normalen Film, sondern gewissermaßen mit einem Album zu tun. Wir zählten 28 Kapitel, äh, Songs. „Tommy“ kann seit dem 28. November zu einem Preis von rund 18,- Euro im Handel erworben werden und lässt das Herz von „The Who“-Fans höher und schneller schlagen! Eine technisch solide Erscheinung mit viel künstlerischem Wert.

Andre Schnack, 29.11.2005

  Film/Inhalt
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  Bild
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  Ton
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  Extras/Ausstattung
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  Preis-Leistung
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