[Einleitung]
Oliver Stone’s Filme haben Menschen verärgert, Oscars gewonnen, Millionen-Publikums unterhalten und so manch einen eventuell sogar zum Nachdenken gebracht, auf jeden Fall aber mindestens gut und optisch stilvoll unterhalten. Mit seinem Werk „U Turn – Kein Weg zurück“ von 1997 drehte der gebürtige New York-Amerikaner einen interessanten und irgendwie schmutzigen Streifen. Das Drehbuch entstammt der Feder von John Ridley, der auch die Vorlage – eine Kurzgeschichte – fertigte. In den Hauptrollen sind Sean Penn, Nick Nolte, Jennifer Lopez, Powers Boothe, Claire Danes, Joaquin Phoenix, Jon Voight und Billy Bob Thornton zu sehen. Wir konnten uns die DVD Version genauer ansehen.
[Inhalt]
Superior – welch ein Name für ein halbverlassenes Kaff in der Einöde Arizonas. Wieder einmal muss sich der ewiger Spieler, Glücksritter und Kleinkriminelle Bobby Cooper (Sean Penn) entscheiden. Sein roter Ford Mustang leidet unter einem geplatzten Kühlerschlauch. Es ist gegen 10 Uhr am Vormittag und das Thermometer klettert weiter und weiter nach oben – unerträgliche Hitze, ein menschenleerer und staubiger Landstrich auf dem Weg nach Las Vegas. Dort will Bobby seine Schulden mit Barem begleichen. Doch es kommt anders als erwartet, und zwar gehörig. In Superior schwelgen zahlreiche Konflikte und ehe Bobby sich versieht steckt er schon inmitten einer Intrige. Die Eskalation scheint unausweichlich…
[Kommentar]
„U-Turn“ stellt für mich etwas Besonderes in der filmerischen Landschaft Hollywoods dar. Für mich – ein erneut bildstarkes – Oliver Stone Werk, dass eine gewisse Attitüde und gesellschaftliche Realität widerspiegelt. Für andere ein dreckiger Film über einen Kriminellen, den es in ein versifftes, kleines und staubiges Kaff am Ende der Welt verschlagen hat. Auch richtig, doch steckt etwas mehr dahinter. Die Fassade: keinesfalls sind hier wunderbare Landschaftsaufnahmen im Programm. Vielmehr regiert die prüde Wüste, die stickige Atmosphäre aus staubiger Luft, die sengende Sonne und Hitze, und die Lust. Ja, die Lust. Denn an vielmehr kann die Figur des Bobby Coopers nicht denken, als er die junge Grace McKenna erblickt. Superior ist unsere Welt in klein. Macht, Geld, Gier und Sex bestimmen den Alltag, der so aussieht, als wäre alles ganz normal.
Es geht jedoch um noch viel mehr, hier sei die amerikanische Tag-Line zitiert: „Sex. Murder. Betrayal. Everything that makes life worth living.“ – und nicht nur aus Marketing-Sicht macht dieser Slogan Sinn; er beschreibt tatsächlich auch den Kern der Geschichte und zeitgleich schlichtweg fesselnde Themen. Wer wird nicht beim Repertoire aus Worten wie Sex, Mord und Betrug hellhörig? Wenn Regisseur Oliver Stone eine Geschichte von John Ridley erzählt, dann aber ordentlich. Sämtliche Bilder wirken wie aus einem Guss. Immer wieder werden wir als Betrachter mit der offenbar existenten Kluft zwischen Landeiern und Großstädtern konfrontiert. Und innerhalb dieser kleinen aber feinen Unterschiede liegen potentielle Brandherde gigantischer Ausmaße.
Natürlich zum einen in der Optik ausgedrückt, zum anderen durch viele inhaltliche Aspekte, die für zahlreiche Unverständlichkeiten zwischen dem Kriminellen aus der Stadt und den ländlichen Dorf-Mentalitäten sorgen. Als tragende Rollen sind hier nur wenige Menschen präsent, diese Charaktere gestaltete man dafür sehr plastisch, sie stehen nahezu symbolhaft für bestimmte Typen von Menschen und wurden allesamt von guten Darstellern portraitiert. Sie stehen auch indirekt für die Begrifflichkeiten wie Sex, Mord und finanzieller Betrug. Hier schließt sich nicht nur ein Kreis, sondern die verschiedenen Stränge der Handlung (allesamt sehr nahe beieinander) laufen auf diese Themen hinaus, um in einer feinen Eskalation und sauberen Beendigung der Geschichte zu enden.
[Technik]
1997 war das Einführungsjahr der DVD. Auch „U Turn“ gehörte zu den Titeln, die recht rasch ihren Weg auf das noch junge Medium fanden. In einer ausreichenden Qualität gab es damals den Film als Code 1-Variante. Die getestete Code 2-Scheibe weist einen angenehmen Bild-Transfer auf, der es vor allem durch eine konsequente Farbgebung schafft Stimmung zu erzeugen. Immer wieder gibt es Aufnahmen in kontrastreichen und gut ausgeleuchteten Sets. Die tief stehende Sonne und die überwiegend braunen und sandigen Farbtöne entführen den Betrachter nach Arizona. Seitens der Kantenschärfe kann gemosert werden, sie befindet sich nicht immer auf einem adäquaten Level. Außerdem zählen wir zahlreiche kleinere Störungen und zarte Verunreinigungen, die es bei heutigen DVDs eigentlich nicht mehr geben darf. „U Turn“ hier: 1.85:1, anamorph.
Tontechnisch spielt „U Turn“ ohnehin vom Material her nicht in der oberen Riege mit, zumindest was den Mehrkanalton angeht. Diesen gibt es aufgenommen im Dolby Digital 5.1-Transfer in den Sprachen Deutsch und Englisch. Der englische Originalton hat einfach mehr zu bieten als die deutsche Synchronfassung, was allerdings eher inhaltlichen Charakter denn einem technischen Vorsprung entspricht. Ihn gibt es zusätzlich auch noch im Format MPEG 2.0; zusätzlich finden wir insgesamt 14 Untertitelspuren auf der Disc, optional hinzuzuschalten versteht sich. Qualitativ haben wir eine wirklich gute Leistung zu hören, denn die Sprachausgabe erklingt klar und deutlich aus dem Center, Umgebungsgeräusche aus sämtlichen angeschlossenen Lautsprechern und die Musik sorgt – eine Ebene darunter – für die notwendige Begleitung.
[Fazit]
Oliver Stone schuf eine sehr intensive und dichte Stimmung in dieser Erzählung. Das bedrückend heiße Wetter, die schwitzigen, dreckigen Charaktere, die sandigen Weiten der Umgebung, die bedrohliche Flora und Faune und die merkwürdigen Menschen der kleinen Ortschaft ergeben ein Gemisch, in dem sich niemand wirklich wohl fühlen kann. Auf einer Laufzeit von rund 120 Minuten unterhält die technisch gelungene, einseitige Dual-Layer-Disc (DVD Typ 9) prächtig, wenn man denn Oliver Stone-Filme mag. Die Altersfreigabe liegt bei ab 18 Jahren. Als Bonusmaterial finden wir einiges an Hintergrundinformationen zur Besetzung vor, ferner gibt es einen Audiokommentar mit dem Regisseur, der ebenfalls einiges an Infos preisgibt. Diese Disc ist bereits in Deutschland seit einigen Jahren im Handel erhältlich, dennoch wollten auch wir uns zu diesem „beinahe Klassiker“ entsprechend äußern.
Andre Schnack, 09.01.2006
Film/Inhalt |
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Ton |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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