[Einleitung]
Vor „Bowling For Columbine“ kannten hierzulande keine großen Massen den kritischen Amerikaner, Autor und Filmemacher Michael Moore. Mit seiner analytischen Fähigkeit Dinge auszuarbeiten und plastisch dem Zuschauer oder Leser nahe zu bringen, fasziniert er die Menschen, konfrontiert sie mit einer anderen Seite der Realität und zeigt Tatsachen auf, die wir nicht unbedingt durch die Medien in Erfahrung bringen können. Was der Kritiker zu seinem Heimatland zu sagen hat, zeigte er uns mit dem Spielfilm „Unsere feindlichen Nachbarn“ (Originaltitel: Canadian Bacon) von 1995. In den Hauptrollen des Titels sind John Candy, Alan Alda, Rhea Perlman, Kevin Pollak, Rip Torn, Kevin J. O’Connor, Bill Nunn, G.D. Spradlin und James Belushi zu sehen.
[Inhalt]
Eigentlich ist er gar kein schlechter Präsident, wenn man davon absieht, dass er ständig Bob Dylan zitiert, die wirtschaftliche Lage nicht ganz im Griff hat und die Wähler ihn am liebsten in ihren Geschichtsbüchern statt im Weißen Haus sehen würden. Um aus dieser Misere einen totalen Wahlsieg zu machen, braucht er eine gute Marketingstrategie, einen Geniestreich sozusagen! In solchen Fällen ist ein Feind von außen die beste Lösung. Einer, dem man so richtig misstrauen kann und zu dessen Landesgrenzen es nicht allzu weit ist… Na, und wer sticht uns da beim Betrachten der Landkarte sofort ins Auge? KANADA! Also, dann lasst uns mal ein bisschen Krieg spielen.
(Quelle: VCL Film + Medien AG)
[Kommentar]
Mr. Moore hat sich bekanntlich nicht nur als Autor erfolgreich versucht, sondern auch als Regisseur von Dokumentationen mit politischen Meinungen ebenfalls Erfolg feiern können. Er beweist durch seine ungeschönte Art und Weise und seine kontroversen Methoden Stil und Größe, schreckt vor nichts zurück und sagt, was er denkt. Mit „Unsere feindlichen Nachbarn“ trat er auch noch ins Licht des Spielfilm-Machers. Somit handelt es sich hier nicht um eine bissige Doku, sondern eine politisch orientierte und teils an wahren und weniger wahren Geschehnissen ausgerichtete Comedy. Slapstick gibt es praktisch gar nicht, an anderen Stil-Optionen wurde leider ein wenig zu krass gespart – das Ergebnis könnte unterhaltsamer und interessanter sein, wenn man es im direkten Vergleich mit aktuellen Comedys stellt. Aber das liegt am Satire-Charakter, der auf eine subtile und intelligente Art und Weise Dinge so darstellt, wie sie auch in der Gesellschaft und Politik teilweise heute in Amerika gelebt werden.
Als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent zeigt uns Michael Moore seine Meinung zu den Vereinigten Staaten, der herrschenden Zuständen und der Regierung. Mit letzterer rechnet er ein wenig ab, wenn er verständlich darstellt, warum es für den US-Präsidenten gut ist, des Öfteren mal einen Krieg zu führen. Er prangert die Vorgehensweisen großer Konzerne an und stellt dar, wie sich die Netze der Macht ausweiten und wie bestimmte Funktionsträger mit anderen, im Schatten stehenden Menschen verknüpft sind. Er zeigt uns die „dummen“ Ami’s, die personifizierte Geldgier und den überzogenen Patriotismus. „Unsere feindlichen Nachbarn“ macht sich einen Spaß daraus und unterhält die Zuschauer damit angenehm, wenn auch ohne dabei allzu große Lachsalven loszuwerden.
[Technik]
Der Titel wird in Form eines Vollbild-Transfers im Format 4:3 (1.33:1) präsentiert. Die visuellen Darbietungswerte legen Wert auf eine durchschnittliche Gesamtwertung, die weder großartig positiv, noch negativ auffällt. Kontrast und Farbgebung gehen in Ordnung und sorgen für eine angenehme Atmosphäre, die jedoch nicht richtig aus dem Mittelfeld ausbrechen kann. Es fehlt ein wenig die eigene Maserung des ganzen, welche durch bessere Kantenschärfe, einem wenig höheren Detailreichtum und der gewünschten Harmonie entstehen könnte. Der Kontrast, die Farbsättigung und der Schwarz-Level geben keinen Anlass zur Sorge. Frei von Verunreinigungen und Störungen verläuft das Geschehen über die gesamte Laufzeit.
Akustisch kommen wir in den vermeintlichen Genuss vom Mehrkanaltonformat Dolby Digital 5.1 in unserer Landessprache deutsch. Das der englische Originalton nicht auf der Disc vorhanden ist, kann als wirklich schade bezeichnet werden. Als dialogträchtiger Film kommt es vor allem auf die Qualität der Sprachausgabe an, somit also auf die Wiedergabe aus dem Center-Speaker. In diesem Segment hält sich die Akustik auch nicht zurück und versteht ihre Stärken zu belegen. Alles weitergehende an Ton jedoch kommt weniger zur Geltung. Die Höhen- und Tiefenbereiche liegen nicht all zu weit auseinander und die Dynamik weicht einer gewissen Gemächlichkeit.
[Fazit]
Definitiv nicht Michael Moore’s Sternstunde, wenn man denn seine Dokumentationen so liebt. Doch muss Objektivität walten und so kommt man zwangsläufig zu dem positiven Ergebnis, dass es sich bei dieser Comedy um eine gelungene Parodie auf den amerikanischen Staat und das politische System handelt. Auf rund 91 Minuten nimmt Moore kein Blatt vor den Mund, die Altersfreigabe wurde sinnvoller Weise mit „ab 12 Jahren“ festgesetzt. Das schlichte Menü beherbergt leider keinerlei nennenswerte Extras. Die Disc bietet zwei Schichten (DVD Typ 9) und das Amaray-Case kommt ohne Booklet oder andere Inlays daher. Die Scheibe befindet sich bereits auf dem Markt und ist denen ans Herz zu legen, die sich als Moore-Fan bezeichnen und politische Satiren mit seichten Zügen von zynisch überzogenem Realismus mögen.
Andre Schnack, 20.07.2004
Film/Inhalt |
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Extras/Ausstattung |
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Preis-Leistung |
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