[Einleitung]
Meine persönliche Vorliebe an Filmen kann ich gar nicht genau positionieren, jedoch weiß ich, dass Dokumentationen dazu gehören. Es gibt BBC oder Discovery-Channel Dokumentationen von großem Wert. ZDF Video und universumfilm beglücken die Fan-Gemeinde mit Guido Knopp-DVDs und Michael Moore scheut sich auch nicht seine gesamten Werke sukzessive auf DVD zu veröffentlichen. Um so gespannter war ich auf den Titel „Wal-Mart – Der hohe Preis der Niedrigpreise“ von Regisseur und Dokumentarfilmer Robert Greenwald. Es scheint, als würde der Film mit dem Originaltitel „Wal-Mart: The High Cost of Low Price“ sich an ein ähnliches Publikum richtet. Wir konnten die DVD aus dem Programm der e-m-s new media genauer betrachten und berichten.
[Inhalt]
Schlechte Arbeitsbedingungen bei Billigdiscountern sind keine deutsche Erfindung. Amerikanischer Vorreiter ist der Wal Mart Konzern, ein Unternehmen das für das permanente Verbreiten von Guter Laune in seinen Supercentern steht. Im Gegensatz zu herkömmlichen Discountern die nur über ein eingeschränktes Warenangebot verfügen, bietet Wal-Mart ein Vollsortiment. Dies macht den hohen Anreiz für den Kunden aus. Wie es hinter den Kulissen aussieht hat sich jetzt der amerikanische Dokumentarfilmer Robert Greenwald angeschaut. Sein 97minütiger Film ist eine Abrechnung mit den Praktiken des multinationalen Konzerns.
„Wal Mart – The High Costs of Low Price“ heißt die Dokumentation, Uraufführung in Deutschland ist auf der diesjährigen Berlinale. Greenwald zeigt schonungslos die Schattenseiten von Niedrigpreisanbietern für die Angestellten und für die Kommunen. In den USA hat dieser Film ein erhebliches Aufsehen erregt und dazu geführt, dass eine öffentliche Diskussion über den Konzern in Gang gekommen ist. Kombiniert wurden die landesweiten Filmvorführungen mit Events und Aktionen von Anti-Wal-Mart-Aktivisten. Mittlerweile hat der Supermarktgigant schon Wirkung gezeigt und selbst eine Gegenkampagne in Gang gesetzt. Die kritische Debatte über die zerstörerischen Folgen globaler Konzerne wird dies sicherlich noch fördern.
(Quelle: e-m-s new media)
[Kommentar]
„Wal Mart – Der hohe Preis der Niedrigpreise“ ist ein unterhaltsamer und interessanter Film über zahlreiche Aspekte der anhaltenden und immer schneller werdenden Globalisierung. Es ist ein Film über die natürlich bedingten Triebe einer Aktiengesellschaft, über die Absichten und Intentionen von Top-Managern in solchen Companys und die klaffende Schere zu denen, die mit auf diese Mission gehen, dem Tempo jedoch nicht mithalten oder den Preis nicht zahlen können. Der Film berichtet gerade innerhalb der ersten Hälfe über die zahlreichen Schicksalsschläge einzelner Unternehmer und kleiner Krämer, die durch die Super-Kette Wal-Mart ihre Existenzgrundlage, ihren Job in ihrem Geschäft, verloren. Natürlich ist das alles sehr tragisch, ohne dabei abwertend erscheinen zu wollen.
Dieser Trend ist weder neu, noch ohne einen erklärbaren Ursprung. Auch möchte ich nicht Partei ergreifen oder jemanden in Schutz nehmen. Filme wie „Wall Mart – Der hohe Preis der Niedrigpreise“ sind wichtig, um den Menschen zu zeigen, welche großen Organisationen und Mechanismen dazu führen, welche Wechselwirkungen sich ergeben und welche Implikationen und Folgen sich daraus ergeben. Und jeder weiß, dass alles seinen Preis hat. Wie in jeder großen Supermarkt-Kette in jeder Branche bereiten die organisatorischen Aspekte eines Majors wie Wal-Mart natürlich auch Defizite. Zumeist sind diese im Bereich der Qualität der Beratung auszumachen. Fest steht, dieser Film hat Charme und Brisanz, insbesondere wenn es um das Thema Mitarbeiter-Kultur geht. Ansehen.
[Technik]
„Wal-Mart“ erscheint im anamorphen Breitbild-Format 1.78:1 und macht sich auf dem Wiedergabegerät breit. Der Transfer besteht aus vielen Dokumentations-Aufnahmen, gedreht mit einem entsprechenden Equipment, welches nicht die Standards einer Kino-Produktion erreichen kann. Bei einigen Aufnahmen handelt es sich um Archiv-Material, welches einer leicht schwächeren Qualität ausgesetzt ist. Insgesamt gefällt die Dokumentation auf einem angenehmen technischen Niveau, wirkt unheimlich authentisch und naturalistisch in ihrer Abbildung. Das dabei der Kontrast und die Farbgebung nicht immer auf einem mit Kino-Filmen vergleichbaren Level sind, sollte jedem klar sein, immerhin handelt es sich um eine Dokumentation. Überwiegend gibt es klare und fehlerfreie Bilder vor die Augen, die Kompression meldet sich praktisch nicht zu Wort – gut.
Treibende akustische Signale des Titels sind definitiv die Sprachausgabe und die musikalische Begleitung. Alles andere fällt unter Beiwerk und sorgt für einen Hauch von Räumlichkeit. Abgemischt im Dolby Digital 2.0-Format werden die Sprachen deutsch und englisch geboten, jedoch zeitgleich. Für die sich abwechselnden Interview-Ausschnitte nutzte man unterschiedlichen Synchron-Stimmen, ferner gibt es noch eine Art allgemeinen Sprecher zu vernehmen und im Hintergrund – volumenseitig abgesenkt – kann man noch die Originalstimmen der englischsprachigen US-Amerikaner hören. Die Qualität geht dabei in Ordnung und umsorgt den Zuschauer mit einer verständlichen Ausgabe. Untertitel werden in deutscher Sprache eingeblendet.
[Fazit]
Die „Wal Mart“-Kette wird ein wenig als eine keimende Krebszelle einer jeden städtischen Gemeinde dargestellt, die, wenn sie Einzug hält, viel Zerstörung anrichtet. Auf einer Laufzeit von rund 100 Minuten regt der Titel mit seinen sehr traurigen Bildern zum Nachdenken an. Und es ist auch viel Wahres an den Ausführungen – doch gibt es praktisch kein „Gegenmittel“ zu dieser anhaltenden Entwicklung. „Wal Mart – Der hohe Preis der Niedrigpreise“ erscheint auf einer einseitigen Single-Layer-Disc (DVD Typ 5) und wurde mit einer Altersfreigabe ab 12 Jahren freigegeben. Das Bonusmaterial besteht aus einem Original-Trailer und einer rund 25 Minuten „Behind The Scenes“-Featurette. Interessant, jedoch nicht besonders tiefgängig geben sich die zusätzlichen Sendungs-Teile und stellen somit einen angenehmen Mehrwert dar. Wer sich für echte Themen interessiert, der sollte zugreifen, die Disc erschien am 27. April zum Preis von rund 10,- Euro.
Andre Schnack, 16.05.2006
Film/Inhalt |
:
|
||
Bild |
:
|
||
Ton |
:
|
||
Extras/Ausstattung |
:
|
||
Preis-Leistung |
:
|